Samstag, 6. Juni 2015

Auf großer Fahrt

Ein Termin zu einem Vorstellungsgespräch führte mich am vergangenen Freitag nach Wasserliesch bei Trier. Rheinland-Pfalz also.
Wasserliesch liegt an der Mündung von Mosel und Saar, hat einen eigenen Bahnhof, der von der Regionalbahn angefahren wird, ist aber trotzdem nur sehr umständlich zu erreichen.

Das Gespräch war für 15 Uhr angesetzt. Die nicht sehr optimale Zuganbindung sah vor, daß ich in Hallbergmoos die S-Bahn um 4.51 Uhr nehmen sollte - und damit den Bus um 4.38 Uhr, so daß ich vor 4 Uhr aufstehen mußte. Wegen der Hitze nahm ich ein weiteres Oberteil mit, wegen der schlechten Verbindung die nötigen Sachen, um auf dem Rückweg bei meinen Eltern zu übernachten. Außerdem wollte ich die guten, aber unbequemen, Schuhe nicht die ganze Zeit tragen. Also mußte eine kleine Reisetasche mit. Wie im letzten Blogpost erwähnt, habe ich die Sachen erst auf den letzten Drücker am Abend gepackt. Fast pünktlich gestartet bin ich trotzdem, den Bus habe ich mit einiger Eile noch erreicht - und dann gemerkt, daß meine Bahncard 50 daheim liegt. Kein Problem auf der Hinfahrt, aber die Rückfahrkarte hatte ich mit Ermäßigung gebucht. (Ich hab dann in den sauren Apfel gebissen und im Zug nachgezahlt.)

In Wasserliesch erwartete mich dasselbe heiße Wetter wie wir in den vorangegangenen Tagen in Bayern hatten. Leider hatte ich mich tendentiell für die falsche Bahnstation entschieden und mußte eine Dreiviertelstunde durch die Hitze laufen. Als ich endlich bei der Firma ankam, durfte ich mich Gott sei Dank erstmal frischmachen - und das war auch bitter nötig, denn aus dem Spiegel guckte mir ein hochroter Kopf entgegen. Entweder hatte ich Sonnenbrand oder einen Sonnenstich. Oder beides. Nachdem ich mir das Gesicht zu waschen versucht hatte, riß ich mir die Bluse vom Leib und hielt erstmal beide Arme unters Wasser. Dann noch etwas Wasser aufs Dekollete und unter die Achseln, alles wieder abtrocknen, wieder in die Bluse rein ... und noch mal am Wasserspender kaltes Wasser nehmen, bevor ich mich ins Besprechungszimmer führen ließ.

Das Gespräch war ruhig und angenehm, unterbrochen wurde es von einem Besuch bei einem der Mitarbeiter der zu verstärkenden Abteilung, der mir einiges erklärte. Hier bin ich dann doch ein bißchen an die Grenzen meiner Konzentrationsfähigkeit gestoßen. Anschließend wurden unten noch ein paar allgemeine Fragen geklärt, über die nette Umgebung gesprochen - und das war's. Eine Testaufgabe wurde mir versprochen, die dann per Skype besprochen werden soll. Freundlicherweise bot dann die Personalerin an, mich zum Bahnhof zu fahren - dem des Nachbarortes, der aber näher liegt. Auf dem Weg dahin weiterer Smalltalk und der Anblick verschiedener Werbetafeln der lokalen Feuerwehr, die am 13./14. Juni feiert. Was für ein Zufall. ;)

Und dann war ich zu früh an der Haltestelle. Gegenüber ein geschlossenes Café, aber der nahe Schnellchinese hatte offen und die Pächterin machte mir schnell ein paar Frühlingsrollen zurecht. Für diese war es eigentlich auch zu warm, aber ein bißchen Nervennahrung hatte ich mir doch jetzt verdient? Die Verbindung für den Rückweg wich von der des Hinwegs ab, statt über Koblenz ging es über Saarbrücken. Diesmal waren es nur Regionalbahnen, was auch hieß: Privatbetreiber. Speziell auf der Strecke Saarbrücken - Frankfurt wurde es echt haarig. Erst eine Verzögerung wegen Problemen mit einer Schrankensteuerung. Und dann ein temporärer Triebwerksschaden. Der Zugführer hat gar nicht erst versucht, die zunehmende Verspätung zu reduzieren. 20 Minuten später als geplant liefen wir in Frankfurt ein. Den Zug nach Bad Nauheim hätte ich bei einer ursprünglichen Umsteigezeit von 16 Minuten auch noch geschafft, wenn es bei dem Problem mit der Schranke geblieben wäre ... Der nächste Zug wäre dann um halb elf in Frankfurt losgefahren. Ich sah mich um elf Uhr nachts den Berg zu meinen Eltern hinunter und bei Hitze am nächsten Morgen wieder hinauflaufen. Und ich hatte schlagartig keine Lust darauf. Um 0.05 Uhr sollte noch ein Zug nach München fahren. Prima, dachte ich, nehme ich den, dann bin ich am frühen Morgen in München, es ist dann frisch, und der Zug wird sicher nicht so voll sein. Denkste! Ich fand zwar einen Platz, wurde aber sehr schnell wieder zum Aufstehen genötigt, denn ich hatte nicht auf Reservierungsanzeigen geantwortet. Am dritten Halt, in Heidelberg, hatte sich der Zug endlich so weit geleert, daß ich einen Sitzplatz fand. Noch eine Station später war "mein" Platz frei und ich zog dorthin um. Seltsamerweise war er dann ab Ulm doch wieder reserviert, sodaß ich noch einmal aufstehen mußte ... die Platzkarteninhaber hätten auch auf einem der (inzwischen) vielen anderen freien Plätze Platz nehmen können, aber das kam ihnen wohl nicht in den Sinn. Unterwegs habe ich zwangsläufig geschlafen, gerädert war ich bei der Ankunft in München trotzdem. Gegen halb acht war ich daheim, ging dann erstmal schlafen bis elf. Und jetzt bin ich schon wieder desynchronisiert. Nach einem weiteren heißen Tag sind diese Nacht endlich Abkühlung, Gewitter und Regen gekommen. Letzterer allerdings nicht in der bekannten Stärke. Die Gegend um Mosel und Saar ist sehr schön, auch und gerade für Radfahrer. Aber zum wöchentlichen Pendeln echt weit weg. Und kurzfristig umziehen möchte ich nicht. (Die Gesprächspartner schienen das auch zu verstehen und zu akzeptieren ...)

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