Montag, 6. März 2017

Wohin gehst Du, politische Einstellung, wohin?

Der Verweis auf den Rammstein-Titel "Mein Land" ist Absicht, hatte ich doch letztens eine Minidiskussion über diese Band mit einem ehemaligen Radiokollegen. So um 1996/1997 herum, als (so glaube ich, recherchiert habe ich nicht) der mediale Shitstorm über Rammstein den Anfang nahm oder genommen haben könnte, war die Band mir kein Begriff und ihre Musik für mich nicht zugreifbar.

Ich möchte dazu, was damals diskutiert wurde, auch eigentlich gar nicht Stellung nehmen.

Aber zu dem Vorwurf, Rammstein seien ja nationalistisch, muß ich doch mal was loswerden. Denn ich seh die Jungs nicht so. Und mich auch nicht. Ich hab - um auf "Mein Land" zurückzukommen - im Kopf eher ein Bild von einem Platzhirsch, der erstmal sagt, egal, wer Du bist oder wie okay Du bist, Du kommst hier nicht rein, wir nehmen Dich in unsere Gemeinschaft nicht auf, Du darfst hier nicht mitarbeiten usw. Also dieser Typ Mensch, den ich hier in den letzten vier Jahren zur Genüge kennengelernt habe. Vielleicht ist deren Dichte hier in Bayern höher, ich weiß es nicht.
Und ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie jemand so tun kann, als kenne er diesen Typ Mensch nicht.

Resultierend aus diesen Erfahrungen, speziell denen mit dem Inhaber des kleinen Supermarktes im Ortsteil, frage ich mich aber gerade auch, wie ich eigentlich eingeschätzt werde. Als linke Schmarotzerin? Und ich frage mich, bin ich denn so links? Wie links bin ich eigentlich und was heißt das für meine Philosophie? Inwieweit sollte ich meine politische Einstellung schärfen?

Als neulich diese Amokfahrt in Heidelberg war, war meine (dort lebende) Cousine kurz danach in der Nähe, hat die Absperrung gesehen, hatte aber keinen Schaden davon. Sie kommentierte es dann in der familieneigenen Whatsapp-Gruppe mit "heutzutage muß man ja immer damit rechnen". Das war dann der Moment, in dem ich mir wieder mal gern eine andere Familie gewünscht hätte.

Denn rückblickend muß ich auch sagen, daß ich wahrscheinlich die linkeste Socke in der Familie geworden oder geblieben bin. Niemand aus meiner Generation hat sich mal in einer Partei engagiert und bei den Grünen schon gar nicht. Politisches wird auf Familientreffen ausgeblendet, was ich ja eigentlich gut finde, weil ich mich dadurch nicht mehr bloßstellen und kleinmachen lassen muß. So im Sinne von "Du verstehst das nicht, das ist doch ganz anders". Also eigentlich das, was ich zu anderen Themen auch an den Kopf geworden kriege.

Aber vielleicht ist das einfach eine Reaktion, die ich selbst provoziere. Wenn mir der Geschäftsinhaber ansatzweise n Vortrag hält über die armen Deutschen und die viel zu gut behandelten Flüchtlinge/Terroristen. Ich hab da nichts entgegnet, weil das in der Schnelle nicht möglich war, etwas sinnvolles zu entgegnen. Nicht in einem Satz. Und sicher nicht mit dem Echo, das ich vertragen hätte.

Und dann liest man Äußerungen des Herrn Söder, München sei gar nicht multikulti* und es müßten noch mehr Ausländer abgeschoben werden**.
Und dann ist er wieder da, der Moment, in dem Du denkst, vielleicht ist es nicht genug, kein Problem mit Ausländern zu haben, fremde Sprachen und Küchen zu lieben, aus Diplomatie den Mund zu halten und keine Zeitung(en) zu lesen.

Ich bin ratlos.

* ich würde wirklich gern wissen, welchen Stadtteil er damit genau meint

** Daß Bayern im letzten Jahr die Grenze von 200.000 nicht mal ansatzweise erreicht hat und derzeit viele seit Jahren hier lebende Ausländer gehen müssen, ist bekannt, oder?

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